Nix für sch(w)ache Nerven

Wie bereits beim letzten Bericht vorausgeahnt, war die Abschlussrunde der Zweiten am vorigen Sonntag nix für schwache Nerven. Die Ereignisse dieses Tages waren durchaus hollywoodtauglich weshalb die Berichterstattung in Anlehnung daran in verschiedenen Kapiteln erfolgt.

Kapitel 1: Die Arche ist voll

Am Spieltag waren insgesamt drei Mannschaftskämpfe angesagt. Neben der Zweiten spielte noch die Siebte und Achte dahoam. Mit 48 Spielern/Spielerinnen stoßen wir so ziemlich an die Kapazitätsgrenze was die Sitzgelegenheiten anbelangt. Nichts desto trotz wurde auch noch ein Jugendkampf für diesen Tag angesetzt (zum Glück nur an vier Brettern). Da die reguläre Mannschaftsführung von Siebter, Achter und Jugend anderweitig verpflichtet war, drohte die gesamte Organisation bei unserem ersten Spielleiter hängen zu bleiben der selbst im Einsatz war. In dieser Situation erwies es sich als Glücksfall, dass in Person von Wilfried Werner Jentzsch (WWJ) vor Kurzem jemand zu unserem Verein gestoßen ist, dessen unermüdlicher Einsatz in schachlichen Angelegenheiten über das Stadtgebiet hinaus bekannt ist (was anderen Ortes aber offenbar nicht mehr zu würdigen gewusst wurde). In den bewährten Händen von WWJ wurde das drohende Organisationschaos aber vortrefflich bewältigt, so dass alles für das eigentliche Event angerichtet war.

Kapitel 2: Ey Mann wo ist mein Spiellokal ?

Es schien also für die Zweite möglich sich ohne Sorgen auf den Mannschaftskampf zu konzentrieren. Um kurz vor 14:00 saßen alle am Brett. Wirklich alle ? Leider fiel beim Durchzählen auf, dass unser Brett 4 Alexander Barskij noch nicht zugegen war. Da erreichte uns sein Anruf er würde ca. 25 Minuten später kommen. Bei einer Karenzzeit von 30 Minuten drohte hier bereits der erste Spielverlust. Pünktlich um 14:27 traf er dann aber ein. Er war wohl dermaßen auf den wichtigen Kampf konzentriert, dass er mit der S-Bahn eine Station zu weit gefahren ist. In der Folge war er dann aber mit einem schnellen Remis wenigstens als Erster fertig. Bobby Sohraby und Dirk Bense spielten anschließend ebenfalls Unentschieden.

Kapitel 3: Der unsichtbare Zweite (Läufer)

Während des Kampfes sitzt man für gewöhnlich nicht ständig am Brett sondern schaut regelmäßig bei den Mitstreitern vorbei. Bei einem dieser Streifgänge gelangte ich zum Brett von Dirk Strathoff (noch in der Eröffnungsphase). Beim üblichen Durchzählen kam ich zum Ergebnis einer Minderfigur und glaubte zunächst an eine Halluzination meinerseits und bin deshalb weiter gegangen. Bei der nächsten Patrouille hatte sich die Stellung nicht verändert und das ungläubige Nachzählen kam wieder zum Ergebnis einer Minderfigur. Nach der Partie sagte Dirk er habe einen gegnerischen Läufer bei einem Springerzug nicht wahrgenommen. Da sein Gegner aber offenbar eine Falle vermutete kam es nach einigen Abwicklungen zu einem Endspiel mit zwei Figuren und Bauer gegen Turm (Dirk) mit ein paar Restbauern. Mit seinem aktiven Turm gelang es Dirk dann in der Folgezeit den materiellen Nachteil auszugleichen und am Ende sogar Gewinnversuche zu unternehmen. Letztendlich endete die Partie aber Unentschieden.

Kapitel 4: Jürgen im Zeitloch

Onkel Jürgen ist bei seinen Partien ja immer für das ein oder andere Spektakel gut (aber nicht immer freiwillig). Aufgrund der seit dieser Saison für die Verbandsliga geltenden Bedenkzeitregelung kommen hier digitale Uhren zum Einsatz. Nach gefühlt ca. 8 Semestern Studium kann man hier auch ein entsprechendes Diplom für die Benutzung des Geräts erwerben. Sobald die Uhr auf 20 Minuten herunter gelaufen ist werden Minuten und Sekunden angezeigt. Darauf in der entsprechenden Partiephase vorbereitet war Jürgen natürlich überrascht als seine Zeit gleich in den einstelligen Minutenbereich umschlug. Da wir Zeitanomalien nach einigen Untersuchungen nicht feststellen konnten, wurde die Uhr ausgetauscht. Zum Glück hatte WWJ ein entsprechendes Diplom um die Ersatzuhr passend einzustellen. Ursächlich für das Phänomen war letztlich ein Defekt in der digitalen Anzeige. Die erste Stelle im zweistelligen Minutenbereich war außer Funktion. Im Viererpokalendspiel gegen Hansa hatte Jürgen (!) bereits das gleiche Erlebnis. Diese Uhr sollte dann als defekt gekennzeichnet werden ist aber dann irgendwie wieder zum Einsatz gekommen. Seine Partie ging übrigens Remis aus.

Kapitel 5: Die Entscheidung

Für die erste entschiedene Partie sorgte Jörg Fritz. Nachdem er zu Beginn der Saison etwas geschwächelt hat gelangen ihm zum Schluss noch ein paar Siege. In meiner Partie kam es zu einer geschlossenen Ben-Oni-Struktur als ich mich zu einem Bauernopfer wie im Wolgagambit entschloss. Da mein schwarzfeldriger Läufer allerdings nicht auf der wichtigen langen Diagonale stand konnte ich hier in der Folgezeit keine Kompensation nachweisen und habe folgerichtig verloren. Ähnlich erging es Thomas Simon der in einem Doppelturmendspiel mit zwei Minusbauern landete und auch verlor. Somit ging der Kampf 3,5:4,5 zu unseren Ungunsten aus und wir waren für den Klassenerhalt darauf angewiesen, dass Oberhausen 2 hinter uns nicht punktete.

Kapitel 6: Drinnen oder draußen ?

Aufgrund des vortrefflichen Ergebnisportals im Schachverband werden die Ergebnisse der Mannschaftskämpfe relativ schnell am gleichen Abend gemeldet und sind im Internet einsehbar. Nach dem unser Ergebnis eingetragen war, riskierten wir einen ersten Blick und sahen Oberhausen 2 in der Tabelle vor uns. Das war´s dann wohl und wir machten uns etwas zerknirscht zu unserem Saisonabschlussessen auf. Als wir nach einiger Zeit die restlichen Ergebnisse unserer Gruppe nachschauten, war Oberhausen 2 in der Tabelle wieder hinter uns. Was war passiert ? Beim ersten Nachschauen war nicht aufgefallen, dass beim Oberhausen-Spiel offenbar nur ein Zwischenstand gemeldet war. Durch die Niederlage von Oberhausen war der Klassenerhalt gesichert !!

Thomas Bree