Goldi vs. Björn oder Echse vs. Spock

Zum achten Mal fand das jährliche Spektakel der Superlative nun schon statt. Höchste Zeit also, mal aus Teilnehmersicht darüber zu schreiben.

Wie es der Zufall will, haben Björn „der unvergessliche“ Rosenbaum und ich am selben Tag Geburtstag, dem 4. Oktober. Es war zwar nicht derselbe 4. Oktober, zwischen meinem und dem Geburtstag meines ehemaligen Grundschülers liegen ein paar Jahre. Unsere Freunde im Verein stellt das allerdings vor ein Dilemma: Zweimal sammeln oder gar getrennt feiern oder die Geburtstagskinder einfach in die Löwengrube werfen und sich an ihren Qualen laben, während sie sich um die Brocken balgen?

Letzteres hat sich in den vergangenen acht Jahren zu einer schönen Tradition entwickelt. Die jährliche Battle „Goldi vs. Björn“ ist ein Höhepunkt im ansonsten an Höhepunkten armen Oktober. Der Sieger der Schlacht darf sich zur Belohnung am Geschenk erfreuen, während der Verlierer seine Wunden lecken muss bis zur Chance auf Vergeltung im nächsten Jahr. Naja, Björn und ich haben meistens einen Weg gefunden, daß beide Gladiatoren zufrieden waren.

Wurden die ersten Battles noch recht einfach gehalten, setzte sich in den vergangenen Jahren die „Schlag den Raab“-Spielversion durch: 15 Spiele mit ansteigender Punktzahl, wer 61 Punkte erreicht, gewinnt.

In diesem Jahr trat ich als Titelverteidiger an, auch wenn die Gesamtbilanz für mich mit 5-2 ziemlich negativ aussieht. Aber immer war es knapp und hochspannend. Unvergessen und unglaublich bleibt Björns Tortillawurf, der vor zwei Jahren in Spiel 15 die nicht mehr für möglich gehaltene Entscheidung brachte. Auch vor einem Jahr ging es bis ins 15te Spiel, die Zuschauer kommen also immer auf ihre Kosten, vor allem auch weil Getränke frei sind.

Auch wird die Ausstattung mit Technik und Requisiten immer professioneller. Und die Planer haben mittlerweile ein Händchen für ausgewogene Spiele, die Björn und mich nicht mehr an die Grenzen des Herzinfarkts treiben, wie das mörderische Schubkarrenrennen vor einigen Jahren.

Dennoch Geschick, Wissen, Ausdauer und Glück sind nötig, um den Sieg davonzutragen. Was sollte uns in diesem Jahr erwarten?

Spiel 1: Handtuchrennen
Auf einem Handtuch musste eine etwa 10m-Strecke überwunden werden. Einfallsreichtum und Geschick, haha, meine Disziplin, erster Punkt an mich und der erste Apfelkorn, den der Sieger jedes Spiels als Handicap zu sich nehmen muss. Immerhin kein Captain Morgan´s wie letztes Jahr.

Spiel 2: Schnipsen
Drei Spielchips müssen über einen Tisch ins Tor geschnippt werden. Fingerfertigkeit und Geschick, haha, meine Disziplin, zwei Punkte für Björn.

Spiel 3: Brasilienquiz
Ein Quiz! Nutzloses Ballastwissen und Erdkunde, meine Disziplin. Live aus Brasilien(!) wird Moderator Damian zugeschaltet, der die Fragen stellt. Die haben dann aber doch weniger mit Wissen als mit Glück zu tun, trotzdem drei Punkte für mich.

Spiel 4: Chill-Rallye
Die Außenwette: Auf einem Fahrrad muß eine Strecke in möglichst langsamer Fahrt absolviert werden. Fahradfahren ohne hinfallen, eine Disziplin für mich. Superlangsam fahre ich die Strecke ab und falle kurz vor der Ziellinie. Zum Glück gibt es zwei Durchgänge und ich kann die Fahrt wiederholen. Vier Punkte für mich.

Spiel 5: Blindfußball
In einer fix errichteten Fußballarena(!) mussten wir zwei Spieler mit verbundenen Augen akustisch dirigieren. Das Spektakel für Spieler und Zuschauer war unbeschreiblich. Meine Kicker Dennis und Andre konnten kaum die Kommandos verstehen, nicht zuletzt weil ich vor Lachen zwischendurch keine artikulierten Laute rausbrachte. Fünf Punkte für Björn.

Spiel 6: Schauspielerraten
Wissen über Popkultur, Björns Disziplin. Aber Filme und Schauspieler, vielleicht habe ich doch einen Chance? Nein, sechs Punkte für Björn.

Spiel 7: Boccia
Kugeln müssen möglichst nah an eine Zielkugel geworfen werden. Geschicklichkeit und Glück, wir hätten auch Würfeln können, sieben Punkte für Björn.

Spiel 8: Nageln
10 Nägel schnell in einen Holzklotz hämmern. Kraft und Geschicklichkeit, eigentlich meine Disziplin, aber irgendwie ist der Klotz aus Beton und die Arme werden schwer, acht Punkte für Björn. So langsam setzt er sich ab.

Spiel 9: Bücherduell
11 Karten mit Buchtiteln von der Bibel über Harry Potter bis zu Feuchtgebiete. Der Wert der Karten wird durch die Anzahl der Buchseiten bestimmt, die aber natürlich nicht auf der Karte stehen. 11x werden Karten gegeneinander gesetzt, die höhere Karte gewinnt. Wissen, Taktik und Strategie: Die ersten beiden Stiche entscheiden, weil ich einen knapp gewinne und Björn einen teuer. Danach nur noch abtauschen, wie beim Schach, 9 Punkte für mich.

Spiel 10: Kerzen aussitzen
Am verlängerten Rücken werden Bierdeckel an Bändern befestigt, mit denen Kerzen in Gläsern abgedeckt uns „ausgesessen“ werden müssen. Klingt simpel, ist aber mörderisch. Björn hat den Dreh raus und kassiert zehn Punkte.

Spiel 11: Blamieren oder Kassieren
Ein Quiz über aktuelles Tagesgeschehen. Wissen und Nerven, das könnte schon die Entscheidung bringen. Ich weiß ne Menge, aber Björn auch und er geht fast uneinholbar in Führung. Zwei Fragen vor Schluß steht es 6-4 für ihn. Ich kann auf 6-5 verkürzen, die letzte Frage entscheidet und die hat es in sich: „Welche intensive Süssigkeit gibt dem aktuellen Android-Betriebssystem seinen Namen?“ Ja toll, diese Handyfreaks. Ich habe keine Ahnung, aber Björn auch nicht. Er liegt aber vorne und muss nicht zocken. Also drücke ich den Buzzer. Wie war das? Intensive Süssigkeit? Da gibt es doch diese kleinen Drops in tausend Geschmacksrichtungen von süß bis kotze. Wie heißen die noch? Jelly Belly? Nein, Jelly beans!
Das klingt gut, ich sage:“Jelly bean!“ Das ist richtig! Innerlich höre ich Roger Cicero singen:“Sie reden vom Scheitern..“, was für ein Volltreffer. Aber es steht nur unentschieden, die Entscheidung bringt keine Schätzfrage, sondern Schnick, Schnack, Schnuck. Aber natürlich in der Nerd-Version Stein, Schere, Papier, Echse, Spock! Nach der Bing Bang Theory Spielanleitung geht es los. Es soll mal keiner glauben, das Spiel wäre reiner Zufall. Sublime Botschaften und Psychospieltheorie sind Trumpf. Bei Stein, Schere, Papier nehmen die meisten Spieler zuerst Stein, also nehme ich Papier, aber Björn weiß das auch, also nehme ich Schere, 1-0.
Aber kurz darauf steht es schon 2-2. Eine letzte Runde noch: Björn nimmt Spock, ich nehme Echse. Echse beisst Spock, 3-2 für mich und 11 Punkte, an die man sich noch erinnern wird.

Spiel 12: Schätzen
Schon im nächsten Spiel verkacke ich vollständig. Bei den Schätzfragen geht es darum, wie gut Kandidaten aus dem Publikum verschiedene Spiele des bisherigen Abends absolviert hätten.
Überall tippe ich zu optimistisch, 12 Punkte für Björn und drei Matchspiele.

Spiel 13: Sortieren
Begriffe nach Wertigkeiten sortieren, Wissen und Glück. Liechtenstein ist kleiner als Malta, mein Punkt. Das Publikum ist verblüfft, das wir beide die jüngeren amerikanischen Präsidenten alle kennen. Was lernen die Leute heute eigentlich in der Schule? Was ist weiter von Dortmund entfernt, Lissabon oder Athen? Ok, ein bisschen Glück gehört dazu, erster Matchball abgewehrt.

Spiel 14: Drehstuhlrennen
Schon beim Spielnamen schwant mir, was los ist. Wir müssen auf einem Drehstuhl einen Parcours durchfahren, natürlich schnell. Der einzige Drehstuhl im Haus ist meiner und ich sehe den schon auf dem Sperrmüll. Björn legt drei Versuche vor. Zum Glück ist mein erster Versuch schon der schnellste und ich kann den Stuhl retten und Matchball Nummer zwei abwehren.

Spiel 15: Bleistiftwerfen
Natürlich ist Werfen im letzten Spiel dran. Jeder muss abwechselnd 10 Bleistifte auf einen etwa zwei Meter entfernten Tisch werfen, ohne dass sie runterfallen. Meine Stifte sind zunächst zu schnell und fliegen hinten runter, Björn geht nach seinem letzten Wurf mit zwei Stiften in Führung. Mein letzter Wurf muss nicht nur liegen bleiben, sondern auch noch einen Stift von Björn runterkicken. Unmöglich? Roger Cicero fängt wieder an zu singen, ich werfe, der Stift fliegt unter den Tisch. Björn hat gewonnen.

Ok, nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr. Auf jeden Fall fetten Dank an alle Beteiligten hinter den Kulissen, die diesen Superabend vorbereitet haben.