Serienweise Déjà-vus

Ein Jubiläum der besonderen Art verpasste gerade unsere 1. Mannschaft gebührend zu feiern: 10 Jahre Zugehörigkeit zur Regionalliga. Niemals zuvor hat sich die erste Mannschaft so lange in einer Klasse aufgehalten. Eigentlich ist die Regionalliga Ruhrgebiet ja auch eine schöne Liga, der wir mittlerweile als dienstälteste Mannschaft ununterbrochen angehören. Es gibt eine gemütliche Anstoßzeit von 14 Uhr am Sonntag, keine weiten Fahrten, aber trotzdem Eloauswertung und Schiedsrichterbetreuung. Aber andererseits: Ist die fünfte Liga für einen Verein wie unseren mit 12 Seniorenteams und absoluter Championsleagueklasse im Jugendbereich angemessen? Ein Rückblick auf die vergangene Dekade liefert teilweise Antworten, zumindest wird man das permanente Gefühl nicht los: „Das gab es doch schon mal?!“

Die Jubiläumssaison 15/16 haben wir nun gerade auf Platz drei beendet, guter Saisondurchschnitt. Zum Aufstieg gratulieren durften wir dem Bochumer SV. Die Bochumer hatten gerade ihre Zweitligamannschaft abgemeldet und starteten in der Regionalliga neu mit einer Aufstellung, die wir im Kern vor 10 Jahren schon kennenlernen durften.

Damals in der Saison 2006/07 begann unsere Regionalligaära unter unglücklichen Umständen. Die Mannschaft war gerade aus der NRW-Liga abgestiegen und erlebte einen völligen Umbruch. Junge Talente wie Patrick Zelbel und die Naiditschschwestern wurden eingebaut. Außerdem stieß mit Thomas Fiebig ein Nachwuchsmann mit viel Potential dazu, der gerade sein Studium in Dortmund aufgenommen hatte. Viel hatte man dieser jungen Mannschaft nicht zugetraut, am Ende verhinderten aber nur etwas Pech und der Bochumer SV den sofortigen Wiederaufstieg. Während die Bochumer sich in die zweite Liga aufmachten, die sie dann Jahre später einfach wieder aufgaben, unternahmen wir in der Regionalliga den nächsten Anlauf.

In der Saison 2007/08 verhinderte den der SV Erkenschwijk mit einem Kleinbus voller starker Holländer, die dort bis heute die ersten fünf bis sechs Bretter besetzen. Die spielen natürlich auch zuhause in ihrer Liga und man stellt sich unwillkürlich die Sinnfrage, warum sind solche Doppelspielberechtigungen eigentlich erlaubt?

2009 verpassten wir den Aufstieg mit der vermutlich stärksten Mannschaft seit unserer Bundesligazeit. In den entscheidenden Begegnungen lief aber immer etwas schief. Damals profitierte die SG Bochum davon. Spitzenspieler Thomas Fiebig war mittlerweile so stark, dass er reichlich Angebote aus der Bundesliga bekam, denen er schließlich nach Turm Emsdetten folgte.

Unser frischgebackener Deutscher Meister U16 Patrick Zelbel übernahm daraufhin in der Saison 09/10 das Spitzenbrett. Hauptkonkurrent war die zweite Mannschaft von Hansa Dortmund, die wir sogar besiegen konnten, obwohl die ihre Bundesligaspieler noch eine Mannschaft tiefer antreten lassen durften. Der Sinn dieses unsportlichen Privilegs von Bundesligavereinen erschließt sich niemandem, wird aber leider weiter klaglos von der schweigenden Mehrheit geduldet. Leider verbaselten wir unseren Vorsprung danach wieder und Hansa 2 stieg doch auf.

2011 stieg dann Oberhausen mit GM Vlastmil Hort auf und nach der Saison folgte auch Patrick dem Ruf der Bundesliga zum SC Hansa, unterstützt aber weiter unsere U20er in der Jugendbundesliga und bei DVM´s. Aber mittlerweile sind auch die Ambitionen der Hanseaten vorhersehbar in Rauch aufgegangen, das Bundesligaabenteuer wurde schmerzhaft beendet und mehrere Teams aufgelöst, darunter auch die NRW-Liga-Mannschaft. Patrick wird kommende Saison für Mülheim weiter in der Bundesliga antreten.

2012 haben sich auch unsere Aufstiegsambitionen erstmal beruhigt und wir uns in der gemütlichen Regionalliga eingerichtet. Das Spitzenbrett übernahm mit Gregor Flüchter ein weiterer hoffnungsvoller Nachwuchsspieler. 2012 konnten wir auch einem weiteren ehrgeizigen Projekt zusehen, als der SV Hattingen mit ordentlichem Aufgebot an gekauften Titelträgern den Aufstieg erreichte, nur um kurz darauf die Mannschaft aufzulösen.

2013 schaffte es der SK Holsterhausen völlig unerwartet, stieg aber sofort wieder ab, verkraftete das anscheinend nicht und fiel durch bis in die Verbandsliga.

2014 waren schließlich mit dem SV Kamen langjährige Weggefährten an der Reihe, die sich auch bis heute in der NRW-Klasse halten, obwohl (oder gerade weil) die Mannschaft fast unverändert blieb. Seitdem sind wir die Dinos der Regionalliga.

2015 stieg dann Herne-Sodingen auf, die zuvor aus der NRW-Klasse runter kamen. Die Sodinger sorgen für Deja-Vus der besonderen Art. Seit 5 Jahren treffen wir sie in der Liga, zunächst deren Zweite, dann stieg die Erste ab und wieder auf. Dann fusionierten sie mit Castrop, so trafen wir dieses Jahr wieder auf deren Zweite, die abstieg. Nächstes Jahr treffen wir wieder die Erste, die auch wieder abstieg. In der Fusion von Sodingen und Castrop spiegeln sich die Sorgen der Nachbarbezirke beispielhaft wider. Beide Vereine waren vor kurzem noch alleine so groß, wie der fusionierte Club heute alleine. Bei Fusionen ist 1+1 eben oft nur 1.

Nächste Saison geht es in unser elftes Regionalligajahr und irgendwie geht es uns glänzend. Bundesligist Turm Emsdetten hat sich übrigens aufgelöst und gerüchteweise werden wir über die stärkste Ersatzbank verfügen, die die Liga je gesehen hat. Wenn die Erste es nicht schafft, müssen wir eben warten bis die Zweite uns überholt.